Mensch und Tier

Alle Tiere sind gleich?

Es ist paradox: Manche Tierarten sind scheinbar von Menschen willkürlich ausgewählt worden, einen höheren Stellenwert zu besitzen. Tiere wie Hunde, Katzen, Kaninchen oder Hamster werden als Haustiere gehalten, geliebt, in den Alltag miteinbezogen und sogar wie Familienmitglieder behandelt. Dem völlig entgegengesetzt werden Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe oder Hühner massenhaft gezüchtet und gemästet, um als Delikatesse auf dem menschlichen Speiseplan zu enden. Welche Tierarten welchen Respekt, welche Liebe und welche Behandlung verdienen, erscheint dabei ebenso ungerecht wie diffus.

Kulturelle Unterschiede

Dabei ist diese Einteilung in liebens- und sterbenswerte Lebewesen genauso willkürlich wie die Annahme der exzeptionell menschlichen Überlegenheit generell. Das zeigt sich beispielsweise an regionalen Unterschieden: Je nachdem, in welchem Land und auf welchem Kontinent man sich befindet, gelten verschiedene Tierarten als Haustiere oder eben als Nahrungsmittel.

So werden Hunde hierzulande geliebt und als beliebtestes Haustier gehalten, im Mittleren Osten sind sie ein Symbol für Unreinheit und Krankheit und in fernöstlichen Gebieten stehen sie sogar auf der Speisekarte. Dasselbe gilt für Katzen. Kaninchen werden sogar in unserer Gesellschaft gleichermaßen als kuscheliges Haustier und als fleischliche Delikatesse gehandelt, wobei der Widerspruch offensichtlicher nicht sein könnte.

Während in der westlichen Welt die Rinder- und Schweinezucht überwiegt, da die meisten Menschen am liebsten deren Fleisch verzehren, wird in muslimisch geprägten Gesellschaften und Ländern kaum ein einziges Ferkel zu finden sein. Dagegen nimmt das Kamel dort eine ähnliche Position ein wie hier die Kuh oder das Pferd.

Die Wurzel aller Abwertung

Die Absurdität dieser willkürlichen Betrachtungsweise sollte jedem klar sein. Weniger klar dagegen scheint der Menschheit zu sein, wie sehr sich Diskriminierung und Unterdrückung von Geschlechtern, Hautfarben, Herkunft oder Aussehen unter Menschen mit unserer Behandlung von Tieren überschneidet. Die Grundlage für jede Art von Diskriminierung und Ausbeutung, sei es von Menschen oder Tieren, ist eine egoistische Überheblichkeit, gepaart mit einer Verachtung und Degradierung des Anderen: wenn Lebewesen als ,,Dinge” wahrgenommen werden, muss man ja auch kein Mitleid haben, denkt sich da so mancher Mensch.

Wer meint, für die Gleichheit und Freiheit aller zu sein, muss auch für die Freiheit und Gleichberechtigung der Tiere sensibel sein. Die Freiheit des Einen wird es nie ohne die Freiheit des Anderen geben! Leider wird es dabei bleiben: Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.

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