Die Tierrechtsbewegung
In Sachen Gleichberechtigung wird sich in unserer Gesellschaft meist auf Menschen, beispielsweise Männer und Frauen, bezogen. Doch auch die Frage von Tierrechten, die daraus resultierende Bewegung und die moralischen und ethischen Hintergründe der Betrachtung und Behandlung von Tieren spielt eine Rolle, wenn es um gleiche Rechte für alle Lebewesen geht.
Gleiches Recht für alle?
Seit dem späten 18. Jahrhundert beschäftigt sich die moderne westliche Welt mit dem Aspekt der gleichen Rechte für Tiere. Mit der Aufklärung wurde die Idee verbreitet, ein Tier als niedrigeres, untergeordnetes Wesen zu diskriminieren und schlecht zu behandeln, sei ein menschlicher Makel und zeichne den Menschen als grausam und gewalttätig aus. Die massenhafte Nutzung und Verwertung von Tieren für Nahrung, Kleidung, zu Unterhaltungszwecken oder für Experimente wird seitdem in der Tierrechtsbewegung kritisiert: Den Aktivisten zufolge ist diese Ausbeutung von Tieren begründet auf Speziesismus – der diskriminierenden Idee, Tiere wären als andere Spezies dem Menschen untergeordnet und stünden deshalb zu dessen freier Verfügung. Diese verbreitete Grundhaltung wird von berühmten Philosophen ebenso infrage gestellt wie abgelehnt.
Die Anwälte der Tiere
So spricht sich zum Beispiel der australische Philosoph Peter Singer für die Rechte der Tiere aus. Seiner ethischen Theorie nach müssten Menschen aufgrund ihres Gerechtigkeitssinnes und ihrer Fähigkeit zu moralischem Handeln Tiere nur gut behandeln und als gleichwertige Lebewesen anerkennen. Diese Philosophie wird von Tom Regan weitergeführt, indem er das menschliche Wesen als einfühlsam, empathisch und emotional beschreibt. Demnach müsste man als guter Mensch sowieso davon ausgehen, dass alle fühlenden Lebewesen ein Recht auf freies Leben und Selbstbestimmung haben sollten. In den Werken beider Vertreter der Tierrechtsbewegung wird deutlich, dass der Fokus nicht auf den Unterschieden, sondern emotionalen und kognitiven Gemeinsamkeiten von Menschen und Tieren liegt. So ist Mitleid und Wohlwollen immer Schmerz und Leid vorzuziehen.
Die logische Konsequenz
In der praktischen Umsetzung bedeuten diese Theorien, dass sich die menschliche Gesellschaft und deren Verhalten gegenüber Tieren grundsätzlich ändern müssten. Nicht nur Freizeitaktivitäten wie Zoo- und Zirkusbesuche, sondern auch die Nutzung bestimmter an Tieren getesteter Kosmetik sowie eine bestimmte Ernährungsweise würden wegfallen, wenn man sich an der Gleichberechtigung und Freiheit von Tieren orientierte. Diese komplette Umstellung der verbreiteten Lebensweise der meisten Menschen schreckt natürlich erst einmal ab und wird daher von vielen spontan und pauschal abgelehnt.
Jedoch scheint sich in den letzten Jahrzehnten viel zu ändern, was die menschliche Sichtweise zu dem Thema betrifft. Vegetarische oder vegane Lebensweisen gewinnen, ob aus gesundheitlichen oder moralischen Gründen, immer mehr Zustrom. Auch die Nutzung von Ressourcen, die durch Massentierhaltung und Ausbeutung gewonnen werden, wird immer unbeliebter und kritischer betrachtet. Es gibt also Hoffnung. Man sollte sich als rationaler und emotionaler Mensch darüber im Klaren sein, dass Gleichberechtigung wirklich genau dort anfängt: Was man selbst nicht erleben möchte, sollte man keinem anderen Lebewesen zumuten.